Aus den Büchern

Bücherräumereien (X): Eine gelegentliche Rubrik über die Bestände des bücherraums f

Der bücherraum f hat jetzt ein eigenes Exlibris, eine Buchmarke, die wir in geschenkte Bücher einkleben. So wird unser Bestand durch eine historische Dimension ergänzt.

Exlibris tauchen erstmals im Mittelalter auf, sind vereinzelt in Inkunabeln vorhanden, um etwa den Besitz von Handschriften in bestimmten Klöstern zu bezeichnen. Sie kommen dann im 15. Jahrhundert, mit dem Buchdruck, breiter in Gebrauch. Anfang des 16. Jahrhunderts machen bekannte Maler wie Albrecht Dürer, Lukas Cranach der Ältere und Hans Holbein der Jüngere Exlibris für mäzenatische Sammler. In Renaissance und Barock entstehen solche mit je spezifischen Motiven. Eine besondere Blüte erlebt die Kleinkunst um 1880 und dann mit dem Jugendstil. 1890 entsteht die englische Ex-Libris-Society, 1891 der Exlibris-Verein zu Berlin. Bis zum 2. Weltkrieg leistet sich ein Bildungsbürgertum eigene Exlibris und bietet etlichen KünstlerInnen eine bescheidene Verdienstmöglichkeit. In den letzten Jahrzehnten sind Exlibris mehr Sammelobjekt denn konkrete Praxis geworden. In der Schweiz wird erst 1968 der Schweizerische Exlibris Club (SELC) gegründet; drei Mal im Jahr erhalten Mitglieder den «SELC-Express» plus eine Jahresgabe.

Soll man Bücher mit einer Besitzangabe belasten? Widerspricht der Eigentumsvermerk nicht dem Ideal freier Gedanken und frei schwebender Literatur? Nun, das Exlibris des bücherraums f wird nicht bloss als Besitzvermerk verwendet, sondern es wird in geschenkte Bücher eingeklebt und dient einer zusätzlichen Information: wer uns das Buch wann geschenkt hat. Indem wir die Provenienz neuerer Bücher vermerken, wird der Buchbestand des bücherraums f mit überschüssigen Geschichten versehen.

Unser Exlibris stammt von der Grafikerin Helen Ebert, die auch die Flyer für den bücherraum f konzipiert. Es ist eine Landschaft gestaltet aus und mit dem Buchstaben f – für fortschritt und feminismus.

Im bücherraum f befinden sich bereits einige Bücher mit älteren Exlibris, siehe dazu etwa die Bücherräumereien II und VII über Caroline Haslett und Anni Breuer auf dieser Website.

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