Elefanten im Garten und im Winter

Haben Sie gewusst, dass man auch laut schreiben kann? Nun, das sei nichts besonderes, meinte die Schriftstellerin Meral Kureyshi (*1983) kürzlich im bücherraum. Sie müsse sich noch während des Schreibprozesses alles vorlesen, um den richtigen Rhythmus zu finden.

Den Rhythmus gefunden hat sie in ihren bisherigen zwei Büchern. Im mehrfach ausgezeichneten «Elefanten im Garten» (2015) beschreibt sie, unter anderem, die Migration ihrer Familie aus dem türkischsprachigen Teil des heutigen Kosovo in die Schweiz. Wobei sich das Buch gerade nicht darauf reduzieren lässt, sondern im Kern von der Auseinandersetzung mit dem Tod eines geliebten Menschen handelt. «Fünf Jahreszeiten» (2020) stellt eine junge Frau dar, umgeben von drei Männern, in einer Situation des Stillstands, der Entfremdung, aber auch des möglichen Aufbruchs und der Entwicklung.


Meral Kureyshi, in einem anderen Raum

Aus letzterem Buch las sie im Oktober im bücherraum, in einer präzisen, unaufgeregten Prosa. In der lebhaften Diskussion erläuterte sie die Chancen und Grenzen einer Existenz zwischen verschiedenen Sprachen, gab Einblicke in ihren Schaffensprozess – laut schreiben! –, erklärte, warum Flüsse nicht gleichmässig fliessen und warum sie es als Kompliment auffasst, wenn eine Kritikerin ihre Prosa als «schlaffen Händedruck» bezeichnet. Es war eine vergnügliche Lese- und Diskussionsrunde, und auch das jüngste Mitglied des bücherraum-Teams gab seiner Zufriedenheit hörbaren Ausdruck.

Der Podcast lässt sich hier nachhören:

Meral Kureyshi: Elefanten im Garten. Roman. Limmat Verlag, Zürich 2015. 144 Seiten, 26 Franken. Auch als Taschenbuch im Ullstein Taschenbuch Verlag 2017 für 16 Franken.

Meral Kureyshi: Fünf Jahreszeiten. Roman. Limmat Verlag, Zürich 2020. 200 Seiten, 28 Franken.

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